Joan Armatrading: This Charming Life

Ohne Licht kein Schatten.
Joan Armatrading steht auf der Sonnenseite.

Nicht erst seit der letzten Platte, mit der sie den Blues auf ihre Art und Weise fest im Visier und in der Hand hatte. Ein Album, mit dem die Britin die Billboardcharts im Bereich Blues bis auf den ersten Platz stürmte und das ihr schließlich eine Grammy-Nominierung brachte.


Stopp!

Um "Into The Blues" soll es gar nicht gehen. Allerdings hat es das Album verdient, im Zusammenhang mit der neuen Platte erwähnt zu werden.

Schaut man sich die letzte Seite der beiden Booklets an, hat man den Eindruck, es hat sich nicht viel verändert.
Hier wie da hat die Armatrading alle Instrumente gespielt.
Ausnahme: Die Drums wurden in beiden Fällen von Miles Bould (John Martyn, Level 42) bedient. Die obere Zeile ist beiderseits ebenfalls identisch: "All songs written arranged produced and recorded by Joan Armatrading*".

Der Stern weist darauf hin, dass bei "Into The Blues" Graham Dickson Schlagzeug und Mandoline auf Band verewigt hat. Für "This Charming Life" waren es nur die Drums.
Die Aufnahmen zur aktuellen Platte fanden wieder in den Bumpkin Studios statt.


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Bei aller Identität ist jedoch vorliegendes Album anders... ganz anders.


Joan Armatrading kehrt dem Blues den Rücken zu und nun rockt sie, wie zu besten Zeiten und was das Zeug hält. Bei allem Negativen in der Welt hat sie der Platte ganz selbstbewusst einen positiven Titel verpasst. Wo Schatten ist, muss es auch Licht geben.
Diese Quelle ist keine Funzel oder Kerze, so heimelig wie das auch sein mag.

Mittlerweile hat für sie das sechste Lebensjahrzehnt begonnen und der vorliegende Silberling hat so viel Energie, dass eine riesige Bühne damit ausgeleuchtet werden könnte.


Armatrading ist bissig, rau und zum Teil kreiert sie richtig rabiate Töne auf der Gitarre.
An ihrer Stimme gab und gibt es, aus meiner bescheidenen Sicht, nichts, aber auch gar nichts auszusetzen. Sie klingt so frisch wie immer und gerne erinnert man sich an Zeiten von "Me Myself I" oder "Walk Under Ladders".

Wenn sie in "Virtual Reality" singt: »Get right back in the arms of real life« kann man ihr, was manche Menschen angeht, nur aus vollem Herzen zustimmen.

Weil wir gerade bei der menschlichen Pumpe sind: Armatrading sorgt dafür, dass die rote Substanz sehr gut in Bewegung gehalten wird.

Es kann nicht oft genug geschrieben werden: Sie rockt!

Mit dem Sechssaiter verdoppelt sie ihre Ausdruckskraft. Was sage ich... man höre sich nur den Gitarrenerguss im Solo von "Best Dress On" an! Irre, wie sie dieses Arbeitsgerät traktiert. Da wird man einfach von dem Strom der musikalischen Gefühle mitgerissen.
Die in Lux gemessene Beleuchtungsstärke hat allerdings auch eine andere Seite.

Ebenfalls voller Energie ist die balladeske Ausrichtung von "This Charming Life".
Da ziehen, neben der Gitarre, die Keyboards ihre Runden. So entlässt sie uns mit einem hinreißenden "Cry". "Goddess Of Change" ist ein weiterer Slowsong. Wenn sie auch noch den Chorgesang bestreitet, dann ist schon wieder etwas los. Dieser Track ist mehr von den Keyboards getragen.

Die starke Musik wird von tollen Texten begleitet. Diese sind in einem schön gestalteten achtzehnseitigen Booklet untergebracht. Es lohnt sich, auch zu lesen. Was zählt, ist die Musik und auch hier gibt es keinen Punktabzug.


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Joan Armatrading rockt sich mit unglaublicher Vitalität ins neue Jahrzehnt. "This Charming Life" ist ein weiterer Höhepunkt ihrer so langen Karriere.
Eine ganz dicke Empfehlung!