Anzahl der Beiträge : 481 Alter : 68 Ort : Mössingen /Schwabenländle Anmeldedatum : 11.10.07
Thema: Ougenweide: Herzsprung Mo Mai 03, 2010 6:00 pm
Ougenweide CD: Herzsprung Audio CD (23. April 2010) Anzahl Disks/Tonträger: 1 Label: bureau b (Indigo)
- Ougenweide: Die Mutter aller Mittelalterbands -
Während seit dem letzten Ougenweide-Studioalbum "Sol" (1996) die Epigonen wie Pilze aus dem Boden schossen, nahmen die Originale einen langen Anlauf für ihren "Herzsprung".
Die 1970 in Hamburg gegründete Folkband zeigt, wie sich die Verschmelzung von mittelalterlichen Texten und altertümlichen Klängen mit Folk und Rock anhören kann: schlicht großartig.
Die Musik stammt aus mehreren Jahrhunderten, aus unterschiedlichen europäischen Ländern und wird von Meistern ihres Fachs auf ungewöhnlichen Instrumenten gespielt. Neben konventionellen Klangkörpern kommen auf "Herzsprung" so ungewöhnliche Gerätschaften wie Tritonshörner, Kinsho Koto, Dutar, Clavioline, Monochord, Launedda, Fiedel, Nyckelharpa und Waldoline zum Einsatz.
Ein 20-seitiges Booklet bietet zu allen Texten die Übersetzungen.
Welchen Einfluss Ougenweide für die heutige Mittelalterszene hat, untermauert ein Tributalbum, auf dem sich Gruppen wie u. a. In Extremo, Poeta Magica, Oni Wytars und Die Irrlichter alten Ougenweide-Klassikern widmen.
Das Album "Herzsprung" ist mit Sicherheit das nachdenklichste und poetischste Werk der Ougenweide-Diskografie. Es trägt vor allem die Handschrift des kürzlich verstorbenen Multi-Instrumentalisten Frank Wulff, der den Sound von Ougenweide 40 Jahre lang maßgeblich mitgeprägt hat. Man hört ihn auf ganz vielen Instrumenten aus aller Welt noch einmal grandios musizieren; im Gegensatz zum manchmal etwas synthetisch klingenden letzten Studioalbum "Sol" ist alles handgemacht.
Ougenweide knüpfen hier an ihre große Zeit in den Siebzigern an, verleugnen aber auch nicht die Jahre, die dazwischen liegen. "Ein leis und traurig Lied" nennt sich ein auf diesem Album vertonter Text Maria Stuarts, und es ist beileibe nicht das einzige seiner Art.
Trotzdem hinterlässt einen die Musik nicht deprimiert, es gibt immer wieder trostvolle und optimistisch auftrumpfende Momente. Olaf Casalich, ein weiterer Veteran aus der Anfangszeit, trumpft mit zwei grandios gesungenen Vertonungen von althochdeutschen Texten aus den Merseburger Zaubersprüchen auf, und auch die neue Sängerin Sabine Maria Reiß zeigt sich erfreulich vielseitig.
Vom traurigen Minne-Lied über Chanson-Anklänge bis hin zur Italo-Pop-Hymne, die Ougenweide aus einem mittelalterlichen Tagelied gemacht haben, reicht das Spektrum.
Am Ende des Booklets heißt es: "Das Leben ist schön". Musik wie diese sorgt dafür, dass man das auch wirklich wieder glauben kann!
1. Tritons Ruf 2. Herzsprung 3. Phol Ende uuodan 4. Ein leis und traurig Lied 5. Dy minne 6. Einem lieben 7. Uisk flo aftar themo uuatare 8. Dansa joioza 9. Lilien & Rosen 10. Ella Mia 11. Der welsche Tanz 12. Ich sachs eins mals
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Wir werden diese CD im zweiten Mai-Soundcheck vorstellen!